09.04.2013 17:29

Liebe, Sex und Zweisamkeit

Christoph Walser

Ein Kurs, der sich an Männer richtet und jenseits von Bildern und Schlagworten einen neuen Zugang zu einem uralten Thema vermittelt.

Herr Walser, unter dem Titel „Liebe, Sex und Zweisamkeit“ bieten Sie im Juni einen reinen Männerkurs an. Stimmt meine Vermutung, dass damit hauptsächlich homosexuelle Männer angesprochen sind?
Nein, alle Männer sind willkommen! Mir geht es ums Thema. Das betrifft Männer unabhängig von sexueller Orientierung und Zivilstand. Bis jetzt werden meine Seminare vorwiegend, aber nicht nur von heterosexuell lebenden Männern besucht. Ich biete seit Jahren Seminare nur für Männer an. Gerade beim Thema Sexualität hat sich gezeigt, dass sich Männer unter sich offener austauschen als in geschlechtergemischten Gruppen.

Liebe, Sex und Zweisamkeit sind ja etwas ausgesprochen Privates – was bewegt die Teilnehmer, in einer Gruppe mit Fremden darüber zu reden?
Teilnehmer sind überrascht, dass sie an einem Männerwochenende mit „Wildfremden“ offener über solche Themen austauschen können als mit den besten Freunden. Oft kennen die eben auch die Partner/innen und es ist heikel über Liebe und Sexualität direkt und konkret zu reden. Diese Befangenheit fällt ganz weg im Männerseminar. Zudem schätzen die Teilnehmer sehr, dass  sie von Männern in verschiedenen Lebensphasen und Lebensformen hören, wie sie sich im Spannungsfeld Liebe-Sexualität bewegen. Sie begegnen hier auch Männern, die ihre Väter oder Söhne sein könnten.

Worum geht es in diesem Seminar?
Es ist auf Wunsch von Teilnehmern in meinen Seminaren „Sexualität & Spiritualität“ und „Sex & Segen“ entstanden. Da ist ja das Thema, wie stark wir gesellschaftlich geprägt sind von Moral und Leistungsdruck und wie wir unsere männliche Sexualität trotzdem bejahen und sie voll und ganz geniessen können.
Im Seminar „Liebe, Sex und Zweisamkeit“ nun geht es darum, wie wir unsere emotionalen und sexuellen Wünsche im Alltag besser wahrnehmen und aktiv in eine Beziehung einbringen können. Da ist wichtig, sich nicht primär von Idealvorstellungen leiten zu lassen, sondern die Unterschiede von Sexualität, Liebe und Beziehung noch besser zu verstehen. Erst wenn wir unsere verschiedenen Bedürfnisse und die des Gegenübers klar wahrnehmen, können wir gut für uns selbst schauen und gleichzeitig eine erotische Beziehung auf allen Ebenen bereichern.

Was können die Teilnehmer nach diesen anderthalb Tagen für sich mitnehmen?
Aktuelles und hilfreiches Know-how aus Sexualwissenschaft und Männerforschung. Durch den Austausch mit andern Männern neuen Mut, auf dem ganz eigenen Weg weiterzugehen. Und hoffentlich: eine neue Lust, der eigenen Sexualität und Sinnlichkeit im Alltag mehr Raum zu geben.

Was hat Sie als Theologen dazu bewogen, in diesem Bereich Kurse anzubieten?
Mich hat es immer gestört, dass im christlichen Westen Sexualität so von Spiritualität abgespalten wurde. Ich bin mit dem Bild aufgewachsen: ein spiritueller Mann ist nicht sexuell und ein sexueller Mann ist nicht spirituell. Für mich selbst hat das nie gestimmt. In beiden Bereichen geht es um elementare Lebenskraft, Sinnlichkeit und Sinn. Wenn wir Sexualität und Spiritualität wieder mehr miteinander verbinden, finden wir zu einer Lebensfreude als ganzer Mann, mit Körper Seele und Geist. Deshalb biete ich dieses Männerseminar bewusst im Lassalle-Haus an, das sich seit Jahren dafür einsetzt, aus der religiösen Tradition Kraft zu schöpfen für ein ganzheitliches Leben. Mit meinen Seminaren möchte ich Männer unterstützen, ihr kraftvoll-sinnliches Potential zu entwickeln und Sexualität mehr zu geniessen!

Christoph Walser, Ref. Theologe, Dipl. Coach ZiS, Sexualberater AS, Dozent im CAS Psychosoziale Beratung zu Sexualität und Gesundheit an der Fachhochschule Luzern. Er ist Gründungsmitglied der schweizerischen Männerpalaver (www.männerpalaver.ch) und des Dachverbandes männer.ch. Seit 2009 ist er freiberuflich tätig in den Bereichen Männerarbeit, Spiritualität und Prävention (www.timeout-statt-burnout.ch) und lebt mit seiner Partnerin in Zürich.

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