Zen

Zen ist ein Meditationsweg, der auf unser tiefes Wesen ausgerichtet ist. Sitzend in der Stille kann sich in einem klärenden Prozess die Weite unseres Daseins zeigen, was zu einem neuen Selbstverständnis und einer für alle Ereignisse offenen Weltsicht führt. Eine gute Befindlichkeit in Übereinstimmung mit den Lebensumständen und die freie und zugleich mitfühlende Lebensgestaltung in einem tief verankerten Dasein sind die Folge davon.

Die Zen-Meditation entstand im alten China in der Verbindung von Buddhismus und Taoismus und gelangte im letzten Jahrhundert aus Japan in den Westen. Wie vielerorts wird Zen im Lassalle-Haus frei von engen Bindungen gepflegt und zielt auf die eigene Erfahrungswelt. Das Lassalle-Haus steht dabei für ein konsequentes Zen, was aber die Vielfalt von Angeboten nicht ausschliesst.

Zen-Meditation im Lassalle-Haus

Die Zen-Kurse im Lassalle-Haus werden von autorisierten Zen-Lehrerinnen und Zen-Lehrern der Glassman-Lassalle Zen-Linie geleitet, die viel Erfahrung im Meditieren und Begleiten mitbringen. Sie machen dich in den täglichen Vorträgen (Teisho) mit der Zen-Haltung vertraut, geben Impulse und unterstützen zusammen mit den Assistierenden die meditative Atmosphäre im Zendo. Bei deiner Übung des Zazen (Sitzen in Versenkung) wirst du von ihnen begleitet und kannst mit deinen Anliegen und Fragen ins Einzelgespräch (Dokusan) gehen. Wenn du dich tiefer auf Zen einlässt, kannst du in Absprache mit der Lehrperson, der du dich anschliessen möchtest, Zenschülerin / Zenschüler werden und mit Koan meditieren. Koan sind tradierte Zen-Texte, die das Erwachen fördern.

Wie steigst du ein?

Zen-Einführung
Wenn du mit der Zen-Meditation beginnen willst, besuchst du zuerst einen Einführungskurs. Er bereitet dich fundiert auf die anschliessenden Zen-Kurse vor und ist die Voraussetzung, um daran teilzunehmen. Du lernst im zweitägigen Kurs die Geschichte des Zen-Buddhismus kennen, wirst angeleitet beim Zazen und machst dich vertraut mit dem Tagesprogramm und den Ritualen, die wir in der Glassman-Lassalle Zen-Linie pflegen.

Nach dem Besuch der Einführung stehen dir alle Kurse offen, wobei du das für dich passende Kursformat frei wählen kannst.

Zen-Aufbaukurs mit vier Modulen
Unser an die Einführung anschliessende Zen-Aufbaukurs umfasst vier Einheiten von 1½ Tagen. Er führt dich mit thematischen Vorträgen tiefer in die Geschichte des Zen, die inneren Prozesse der Meditation und den Bezug zum Alltag ein. Du kannst dich in Gesprächsrunden austauschen und Fragen stellen, welche beim Einsteigen ins Zen oft auftauchen. Der Kurs fördert die Orientierung, Übung und Motivation für die Teilnahme an längeren Zen-Kursen.

Zen-Kurse mit zusätzlichen Übungen; Zazen-Tage
Einige Kurse kombinieren das Zazen mit Körperübungen (Yoga, Atem) und mit Metta-Meditation (tibetische Tradition), wodurch die täglichen Sitzeinheiten etwas kürzer sind. Dies kann dir entgegenkommen und dich bereichern, falls das lange Sitzen in Meditation für dich zu anspruchsvoll ist.

Beim niederschwelligen Angebot der Zazen-Tage pflegst du die Zen-Übung zusammen mit anderen Meditierenden während einem Tag im Zendo des Lassalle-Hauses oder in den Zendo unserer Linie.

Klassische Sesshin und Zazenkai
Unter dem Namen Sesshin (Sammeln des Herzgeistes) und Zazenkai (Zusammenkunft zum Sitzen im Zen) findest du unsere intensiven traditionellen Zen-Kurse. Du kannst das passende Datum, die Kurslänge und die Lehrperson wählen und sitzt bei allen Kursen 7-8 Stunden pro Tag in der Stille, zusammen mit der Sangha (Gemeinschaft der Meditierenden). Sesshin dauern nach dem Vorabend 4 bis 6 Tage, Zazenkai 1 ½ bis 2 ½ Tage; sogenannt flexible Sesshin enthalten neben den festen einige frei wählbare Sitzzeiten.

Sesshin und Zazenkai führen dich von aussen nach innen, vom Handeln zum Sein, und vom Wissen zum Erkennen. Du übst dich in Zazen, hörst Teisho (meditative Vorträge), gehst ins Dokusan (Einzelgespräch) und praktizierst Sutrenrezitationen sowie Rituale aus der buddhistischen Tradition. Alle Kurs-Elemente schenken dir einen sicheren Rahmen für die inneren Prozesse, welche durch die Zen-Lehrerin / den Zen-Lehrer unterstützt werden.

«Zen – weil wir Menschen sind» – Beitrag von Niklaus Brantschen

Es gibt verschiedene Motive, Zazen zu praktizieren
Zen - weil wir Menschen sind

Ein Beitrag von Niklaus Brantschen, Jesuit und Zen-Meister

Zwischen Erleuchtung und Ernüchterung: Wer Zen praktiziert, durchlebt Höhen und Tiefen, Freuden und Leiden. So jedenfalls erlebe ich es auch nach 40 Jahren Zen-Praxis.

Zen ist ebenso reizvoll wie ärgerlich, lohnend wie frustrierend, vernünftig wie schwer zu verstehen. Wer es schon einmal mit der Praxis des Zen versucht hat, kann dies bestätigen. Wir werden angezogen von der klaren, fordernden Übung und schrecken doch wieder vor ihr zurück; wir glauben zu verstehen, was mit «Sitzen in Stille» gemeint ist, und doch rückt das, was uns so nahe und vertraut scheint, unversehens in die Ferne und wird uns umso fremder, je mehr wir uns ihm zuwenden und uns mit ihm befassen.

Für mich bleiben die Wochen und Monate, die ich als Zen-Praktizierender in der japanischen Tempelstadt Kamakura verbracht habe, gleichsam ins Fleisch geschrieben. Dort habe ich gefroren und geschwitzt, habe mich gefreut, und bin zu Zeiten beinahe verzweifelt. Manchen Tod bin ich gestorben und habe selten so intensiv gelebt wie in Kamakura. Nach jeder intensiven Übungswoche spürte ich eine eigentümliche Leichtigkeit, wie nach einer Bergtour, und doch anders. War porös, durchlässig. Die Haut schloss nicht ab, machte nicht dicht. Ich fühlte mich erfrischt, gestärkt und lebendig wie selten sonst.

Zen ist eine entscheidende Hilfe in der Schule der Präsenz. Es ist auch eine Schule, in der wir lernen, innerlich Distanz zu nehmen und Humor zu haben. Zen ist nämlich nichts Exotisches, sondern eine schlichte Übung im Stille-Sitzen. Zen macht es uns möglich, alles Konkrete, Alltägliche, das Mess- und Greifbare und also auch die Uhr und die von ihr gemessene Zeit ernst zu nehmen und zugleich an jenem «Ort» verwurzelt zu sein, wo es kein Kommen und Gehen, kein Vorher und Nachher gibt und also vollkommene Freiheit und damit auch Zeitfreiheit waltet.

Um es kurz und zusammenfassend zu sagen:
Zen ist eine Meditationsweise, die von der Zerstreuung zur Sammlung, von aussen nach innen, von der Oberfläche in die Tiefe führt; deshalb heisst sie auch Tiefenmeditation.

Zen ist eine Meditationsweise, die ohne «Worte und Begriffe» auskommt und die – mit offenen Augen – auf keine bestimmten Gegenstände achtet; deshalb heisst sie auch übergegenständliche Meditation.

Zen ist eine Meditationsweise, die in der Stille und im Sitzen vollzogen wird; deshalb heisst sie auch Schweige- und Sitzmeditation, Zazen.

Es gibt verschiedene Motive, Zen zu praktizieren. Im Wesentlichen können wir folgende Motive unterscheiden, wobei die Grenzen fliessend sind.

Zen aus Neugierde: Bei Anfängerinnen und Anfängern ist Neugierde nicht selten das Motiv. Vom Unbekannten fasziniert versuchen sie das «Sitzen im Schweigen» – und lassen es dann wieder sein.

Zen zum Abbau von Stress: Andere halten an der Zen-Übung fest, auch dann noch, wenn das Neuheitserlebnis vorbei und die Neugierde gestillt ist. Diese Menschen haben gemerkt, dass das aufrechte und ruhige Sitzen sowie das sorgfältige Achten auf den Atem mit der Zeit zu einer tiefen leib-geistigen Entspannung führt und die Nerven stärkt. Hier könnte man von einem Zen für Gestresste sprechen, für die das tägliche Sitzen zur guten Gewohnheit wird. Zu dieser Gruppe gehören wohl auch jene, die Zen praktizieren, um ihre schöpferischen Fähigkeiten zu erhalten und zu fördern.

Zen als Sinnsuche: Nicht wenige Menschen machen mit grossem Ernst Zazen und nehmen oft an mehreren Übungswochen im Jahr teil. Ihre Motive können sie vielfach nicht klar benennen. Sie ahnen aber, dass es zwischen Himmel und Erde noch etwas anderes gibt als das, was ihr Verstand zu fassen vermag. Es ist die «Sehnsucht nach einer Sehnsucht», die Suche nach dem Sinn des Lebens, die diese Menschen zum Ausharren motiviert.

Zen als Weg der Erleuchtung: Schliesslich gibt es Menschen, die entschlossen sind, alles was in ihren Kräften liegt, zu tun, um die Erleuchtungserfahrung zu machen: die Erfahrung des ursprünglichen wahren Wesens und damit die Erfahrung des Einsseins mit allen und allem.

Zen und andere spirituelle Wege, die diesen Namen verdienen, sind nicht Selbstzweck. Sie führen nach innen und nach aussen, zu sich und zur Welt, ins Private und Gesellschaftliche. Es ist wie beim Atem. Wer nur einatmet, erstickt; wer nur ausatmet, kommt ausser Atem und verliert sich im Betrieb. Zen – weil wir Menschen sind.

Niklaus Brantschen, Jesuit und Zen-Meister

 

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Die Glassman-Lassalle Zen-Linie

Die Lehrenden der Glassman-Lassalle Zen-Linie begleiten Meditierende von unterschiedlicher Intention und stehen zugleich für ein tiefgreifendes Zen. Die Wesens- und Einheitserfahrung und deren Verankerung in der Lebenshaltung werden als das eigentliche Ziel des Zen gefördert.

Die Linie hat ihren Namen von Zen-Meister Bernard Tetsugen Glassman (1938-2018) sowie Jesuit und Zen-Lehrer Hugo Enomiya-Lassalle (1898-1990). Sie wurde 2003 vom Jesuiten und Zen-Meister Niklaus Brantschen und von der Ordensfrau und Zen-Meisterin Pia Gyger (1940-2014) mit dem Lassalle-Haus als Stammsitz gegründet.

Website der Zen-Linie: zen-glassman-lassalle.ch

ZenPuls: Aktuelles von der Glassman-Lassalle Zen-Linie

Aktuelles aus dem Zen im Lassalle-Haus und der Glassman-Lassalle Zen-Linie lesen Sie im «ZenPuls».


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Januar 2025
19.01.2025

Zazen-Tag

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z38
23.–26.01.2025

Längeres Zazenkai mit Jürgen Lembke

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
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26.–31.01.2025

Sesshin mit Peter Terness

"Leere Wolke", Willigis-Jäger Zen-Linie
2025/Z16
31.01–03.05.2025
31.01–02.02.2025
Februar 2025
14.–16.02.2025

Zazenkai mit Ursula Popp

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z31
März 2025
07.–09.03.2025
19.–23.03.2025
23.–29.03.2025

Sesshin mit Jürgen Lembke

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z23
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Zazen-Tag

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z39
April 2025
04.–06.04.2025
21.–27.04.2025

Sesshin mit Ursula Popp

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z29
Mai 2025
04.–10.05.2025

Sesshin mit Kathrin Stotz

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z33
10.05.2025

Zazen-Tag

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z40
16.–18.05.2025
22.–25.05.2025

Längeres Zazenkai mit Kathrin Stotz

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z35
Juni 2025
08.–14.06.2025

Flexibles Sesshin mit Peter Widmer

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z20
14.06.2025

Zazen-Tag

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
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18.–22.06.2025
Juli 2025
06.–11.07.2025

Sesshin mit Peter Terness

"Leere Wolke", Willigis-Jäger Zen-Linie
2025/Z17
August 2025
September 2025
05.–07.09.2025
07.–14.09.2025

Langes Sesshin mit Jürgen Lembke

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z24
07.–11.09.2025

Sesshin Teil I

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z25
11.–14.09.2025

Sesshin Teil II

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z26
17.–21.09.2025

Tage mit Niklaus Brantschen

Besinnung. Bewegung. Begegnung.
2025/M24
25.–28.09.2025
Oktober 2025
12.10.2025

Zazen-Tag

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z42
26.10–01.11.2025

Sesshin mit Kathrin Stotz

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z34
November 2025
01.11.2025

Zazen-Tag

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
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06.–09.11.2025

Längeres Zazenkai mit Ursula Popp

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27.–30.11.2025

Längeres Zazenkai mit Peter Widmer

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z22
Dezember 2025
01.–08.12.2025

Rohatsu-Sesshin mit Peter Widmer

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z21
12.–14.12.2025
17.–21.12.2025

Tage mit Niklaus Brantschen

Besinnung. Bewegung. Begegnung.
2025/M25
19.–21.12.2025

Zazenkai mit Jürgen Lembke

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z27
27.12.2025–02.01.2026

Neujahrs-Sesshin mit Ursula Popp

Kurse der Glassman-Lassalle Zen-Linie
2025/Z30